Der deutsch-schweizerische Stahlkonzern Schmolz + Bickenbach steht offenbar vor einem Besitzerwechsel. Auf dem Spiel stehen über 10.300 Jobs. Wie das deutsche “Handelsblatt” berichtet, erwägen Finanzinvestoren das Unternehmen zu übernehmen. Die Firma schrieb im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust von rund 24 Millionen Euro. Die Gesamtschulden des Hauses sind auf 821 Millionen Euro geklettert. In Bankenkreisen heißt es, dass der Konzern ohne frisches Kapital bald nicht mehr in der Lage sein dürfte, die Bedingungen für seine Kredite zu erfüllen. Fraglich ist dabei offenbar vor allem die Zukunft von Hauptsitz Emmenbrücke.
Gespräche sollen Ende März stattfinden
Bis 2006 war der heutige Konzern Schmolz + Bickenbach noch die Swiss Steel AG. Schon 2003 übernahm allerdings die in Düsseldorf heimische Schmolz + Bickenbach Gruppe die Aktienmehrheit und bewirkte drei Jahre später die Namensänderung. Bis heute liegen 43 Prozent der Anteile im Besitz der Familien der deutschen Firmengründer. Der Schwerpunkt der Produktion sowie der Großteil der Arbeitsplätze befinden sich allerdings nach wie vor in der Schweiz. Vorwiegend deutsche Finanzinvestoren wollen laut “Handelsblatt” eine Übernahme anstreben, um die überschuldete Firma vor der Pleite zu retten. Unter den potenziellen Käufern sollen sich aber auch der US-Investor Apollo sowie die deutsch-schwedische Beteiligungsgesellschaft Triton befinden. Beide möglichen Geldgeber waren auf Nachfrage des schweizerischen “Handelsblatt” zu diesem Thema nicht zu sprechen. Nach draußen drang nur, dass die entscheidenden Gespräche Ende März stattfinden sollen.
Was passiert mit Emmenbrücke?
Auf dem Spiel steht dabei angeblich die Hauptzentrale des Unternehmens in Emmenbrücke, denn die Personal- und Energiekosten sind hier höher als in jeder anderen Niederlassung. Konzernchef Marcel Imhof weist dies allerdings von sich: Man restrukturiere das Werk schon seit Jahren und trimme “es auf Effizienz und Kostenoptimierung”. Bislang waren dieser Versuche allerdings nicht erfolgreich und Imhof selbst ist nur “ad interim” eingesetzt. Dies bedeutet, er ist eine Zwischenlösung bis zum 1. Februar. Dann nimmt der von der Salzgitter AG abgeworbene Johannes Nonn seine Arbeit auf, der eine Übernahme von Schmolz + Bickenback laut deutscher Medien “wie eine Rettung” empfindet.
Stahlriese hat sich in Deutschland übernommen
Schmolz + Bickenback hat in den letzten Jahren versucht, seine Marktposition durch starke Zukäufe in Deutschland zu verbessern. Der Umsatz kletterte so auf fast vier Milliarden Euro in 2011, doch die Kostenstruktur entwickelte sich nicht wie gewünscht. Zuletzt musste der Konzern deshalb sogar eine Anleihe in Höhe von 258 Millionen Euro mit einem Zinssatz von 9,875 Prozent ausgeben. Diese könnte von den Investoren laut deutschem “Handelsblatt” in Eigenkapital umgewandelt werden. Da der Konzern nur noch einen Nennwert von 500 Millionen Euro hat, wäre sie damit das Einfallstor für die Übernahme. Die Zukunft des Unternehmens und der Mitarbeiter sind fraglicher denn je.