In Bern hat das jährliche Caritas-Forum stattgefunden, auf dem Experten aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen über Armutsrisiken in der Schweiz diskutieren und nach Wegen suchen, um diese zu verbannen. In diesem Jahr kamen 250 Fachleute aus der Politik, der Wirtschaft sowie aus dem Sozialbereich zusammen und waren sich einig: Der einzig wirksame Schlüssel gegen Armut und für einen dauerhaften Wohlstand sei Bildung. In allen Lebensbereichen müssten deshalb weitergehende Möglichkeiten geschaffen werden, forderten die Forumsteilnehmer.
Fehlende Bildung ist ein Haushaltsrisiko
Grosses Interesse fand dabei vor allem der Diskussionsbeitrag von Pierre-Yves Maillard. Der Regierungsrat aus Waadt stellte sich mit seinem Referat gegen die gängige These, dass weitere Bildungsmöglichkeiten natürlich wünschenswert seien, jedoch nicht zu bezahlen wären. Das Gegenteil sei der Fall, so der Politiker. Ausbleibende Weiterbildungsmöglichkeiten würden mittel- und langfristig die öffentlichen Haushalte wesentlich stärker belasten als entsprechende Investitionen. Dabei machte Maillard eine einfache Rechnung auf: Personen ohne Bildung hätten es auf dem Arbeitsmarkt schwerer. Sie würden deshalb vom sozialen Netz aufgefangen. Sie würden deshalb nicht nur keine Steuern zahlen und somit zum Haushalt beitragen, sondern benötigten im Gegenteil noch Subventionen aus den öffentlichen Kassen.
Offenheit gegenüber verschiedenen Formen der Berufsausbildung
Thomas Baumeler beklagte, dass es in der Schweiz zudem eine mangelnde Offenheit gegenüber verschiedenen Formen der Berufsausbildung gebe. Eigentlich gut gebildete Personen würden so auf dem Arbeitsmarkt ohne Not diskriminiert, so der Leiter der Abteilung Diplomanerkennung und Recht im Bundesamt für Berufsbildung und Technologie. Es müsse deshalb diesbezüglich dringend mehr Transparenz geben. Denn der Fachkräftemangel sei ein Fakt. Wenn man sich für unterschiedliche Formen der Bildung öffne, könne man diesen effektiver bekämpfen. Der Staat müssen deshalb an der Validierung von Bildungsleistungen arbeiten.
Bildung für eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt
Mehr Bildung sei auch deshalb notwendig, um Personen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder reintegrieren zu können, führte Rudolf Strahm aus. Dies sei sogar die “wichtigste Strategie im Kampf gegen Armut”, erläuterte der Chef des des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung. Denn ansonsten seien die betroffenen Personen stets auf Stützzahlungen angewiesen, die gerade einmal zum Überleben reichten. Das heutige System weise diesbezüglich noch erhebliche Lücken auf. Professor Walther Ch. Zimmerli, der an der Brandenburgischen Universität in Deutschland tätig ist, konnte diese These mit wissenschaftlichen Fakten untermauern. Seine Erkenntnis: Ein angemessener Bildungsstand sei ein Rezept zur Reduktion der Arbeitslosigkeit und dies auf Dauer. Der Staat befinde sich deshalb in der Pflicht, entsprechende Möglichkeiten zu schaffen. Aber auch die Wirtschaft sei gefordert, ihren Mitarbeitern Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten, von denen diese aufgrund des Fachkräftemangels letztlich auch selbst profitieren würden.