In der Schweiz entscheiden sich immer weniger Mediziner dafür, Karriere als Hausarzt anzustreben. In der Folge leidet die Versorgungsqualität: Das angestrebte Verhältnis von 0,6 Hausärzten pro 1000 Einwohner wird schon heute nicht mehr erreicht. Das Kanton Bern auf diesen Umstand reagiert und ein Pilotprojekt gestartet, dass den Hausarztmangel bekämpfen soll. Bis 2017 stehen jährlich eine Million Franken zur Verfügung. Ausserdem wurde eine ehemalige Hausärztin angestellt, die ihre jungen Kollegen davon begeistern soll, sich für ihren Werdegang zu entscheiden. Ihr Ansatz lautet: Das Geld soll für Praktikumsstellen beim Hausarzt eingesetzt werden.
Weiterbildung zum Facharzt in der Hausarztpraxis
Die jungen Mediziner können starke Gründe ins Feld führen, weshalb sie sich gegen den Werdegang als Hausarzt entscheiden. So ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur schwer zu erreichen, es fehlt an flexiblen Arbeitszeitmodellen, die Anforderungen sind sehr breit, ausserdem kann man kaum Weiterbildungen machen. Insbesondere mit diesem Argument können jedoch die Spitäler punkten.
Genau hier setzt deshalb das Berner Pilotprojekt an: Mit dem Geld, welches das Kanton bereitgestellt hat, sollen Praktikumsstellen finanziert werden, welche es dem medizinischen Nachwuchs ermöglichen, ihre Weiterbildung zum Facharzt für allgemeine innere Medizin in einer Hausarztspraxis zu absolvieren. 66 Prozent der Stellen zahlt der Staat, das verbleibende Drittel trägt der anstellende Hausarzt.
Alle Beteiligten profitieren
Im Idealfall ergibt sich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die jungen Mediziner erhalten die Chance zu der Weiterbildung, die sie dringend benötigen. Die niedergelassenen Hausärzte tragen eine vertretbare finanzielle Last. Zudem verbessert sich die Versorgungsqualität zumindest für die Zeit, welche die Weiterbildung in Anspruch nimmt. Das angestrebte Verhältnis von 0,6 Hausärzten pro 1000 Einwohner würde sich so ebenfalls erreichen lassen. Im Idealfall entscheiden sich einige der jungen Mediziner sogar dafür, der Hausarbeitsmedizin komplett treu zu bleiben. Noch sind die Stellen allerdings nicht vergeben. Wer Interesse hat, kann sich an das Berner Institut für Hausarztmedizin wenden.