Mit knapper Mehrheit entschied sich das Volk vor wenigen Wochen dafür, den Zuzug von Ausländern über die Einführung von Kontigenten zu begrenzen. Bis zum Sommer hat das Department für Wirtschaft, Bildung und Forschung die Aufgabe, diesen Beschluss mit Leben zu füllen und in einen Gesetzestext zu giessen. Schon jetzt kommen aus allen Bereichen der Wirtschaft jedoch zahlreiche Forderungen bezüglich ihrer jeweiligen Kontingente: Die Branchen befürchten in der Regel einen Fachkräftemangel. Allerdings könnte es ein weiteres Problem geben: Die Weiterbildungsmöglichkeiten hierzulande könnten leiden, denn oft sind die Dozenten Ausländer. Insbesondere im Gesundheitswesen und im Bereich der IT ist dies der Fall. Helfen soll eine regionale Lösung.
Kantone sollen kurzfristige Kontingente in Eigenregie einführen können
Geplant ist, dass die Kantone für ihre jeweilige Region den Bedarf an ausländischen Spezialisten, welche Weiterbildungen anbieten, selbst bestimmen dürfen. Sie sollen das Recht erhalten kurzfristigte Kontingente anzubieten. Im Klartext bedeutet dies, ausländische Dozierende erhalten für die Dauer ihres jeweiligen Angebots entsprechende Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen, die nicht zu Lasten der generellen Kontingente gehen. Das Ziel dabei lautet offensichtlich, den Zuzug von dringend benötigten Fachkräften nicht in Konkurrenz zum Zuzug von ausländischen Dozierenden für Weiterbildungsangebote zu setzen.
Herausforderung ICT und Dienstleistungen: Neue Bildungsmöglichkeiten notwendig
Das Kontingentsystem dürfte insgesamt in den Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) und der Dienstleistungen vor seine grösste Herausforderung gestellt werden. In der ICT-Sparte arbeiten 63 Prozent mehr Migranten als in den anderen Bereichen der Wirtschaft. Der Dienstleistungssektor zog alleine im letzten Jahr mehr als 122.000 Grenzgänger an. Hinzu kamen mehr als 54.000 Bürger aus der EU, die sich hier niedergelassen haben. “Hotelleriesuisse” drängt als Branchenverband darauf, dass es auch künftig möglich sein müsse, genügend Arbeitskräfte zu rekrutieren. Eine Sache wird so deutlich: Die Kontingente müssen mit völlig neuen Angeboten der Aus- und Weiterbildung verknüpft werden, damit sie für die Schweizer tatsächlich zur Chance werden.